1950 wird Annie Cohen-Solal geboren, auch in Algerien. Und, wie Lévy, wird sie einmal eine hochangesehene Sartre-Biographie schreiben. Doch soweit sind wir noch nicht. In diesem Jahr ist es still um Sartre: Weder Vorträge noch öffentliche Auftritte. Er trennt sich von Dolorès, mit der zusammen er noch ein Jahr zuvor Hemingway besucht hatte und ist wieder häufig mit Castor (Simone de Beauvoir) zu sehen. Er schreibt an »Le diable et le bon Dieu« (Der Teufel und der liebe Gott), welches ein Jahr später uraufgeführt werden wird. Auch um Camus ist es still. Er schreibt an » L’homme révolté« (Der Mensch in der Revolte), einem philosophisch-politischer Essay, in welchem er die Absurditäten politi-scher Bewegungen unterschiedlichster Couleur vor Augen führt.
In diesem Jahr verlieren die letzten Lebensmittelmarken in Westdeutschland ihre Gültig-keit, die ersten diplomatischen Vertreter der Bundesrepublik werden im Ausland akkredi-tiert, Walter Ulbricht zum Generalsekretär der SED bestimmt und die Nationale Front bei der Wahl zur Volkskammer der DDR mit 98,5% bestätigt. Scharf kritisiert der Westen das Görlitzer Abkommen mit Polen, in welchem die Oder-Neiße-Grenze als endgültige „Frie-densgrenze“ anerkannt wird. Der Schumann-Plan (französischer Außenminister) sieht ei-ne gemeinsame deutsch-französische Verwaltung der Kohle- und Stahlindustrie vor. Der Korea-Krieg beginnt, China annektiert Tibet und schließt mit der Sowjetunion ein Vertei-digungsbündnis auf 30 Jahre ab. In den USA tut sich Joseph McCarthy im Komitee für un-amerikanische Aktivitäten hervor.
Der Zentralrat der Juden und das Technische Hilfswerk werden gegründet. Aus der fah-renden Wuppertaler Schwebebahn springt der Elefant Tuffi, und Innenminister Gustav Heinemann tritt wegen des Bestrebens Kanzlers Konrad Adenauers nach Wiederbewaff-nung zurück. In der DDR werden die Zeugen Jehovas verboten, US-Präsident Truman ordnet den Bau der Wasserstoffbombe an, Israel erklärt Jerusalem zur Hauptstadt und die Außenministerkonferenz der drei Westmächte in New York die Bundesregierung in Bonn zur einzigen „freien und gesetzlich konstituierten“ Regierung Deutschlands.
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